Dienstag, Oktober 19, 2004

Lost in Translation - Directors Cut

Eigentlich hat der Film für mich gestern schon mit der Suche nach dem Hotel begonnen. Ziemlich platt von Flug, Zeitumstellung und Suche bin ich auf meinem Futon eingeschlafen. Um 3.30 war dann Schluß mit müde sein und ich hab mich etwas durch die TV-Kanäle gezappt. Überall wird über nen Wirbelsturm berichtet, der einmal durch ganz Japan gehen soll. Der Blick aus meinem Fenster hielt auch, was die kleine TV-Wetterfee in blumigen Worten ausschmückte (oder zumindest die Pictogramme auf der Karte) - graue Wolken und Regen. Um halb 7 hatte ich keinen Bock mehr auf JapanTV, also Morgenwäsche, anziehen, grünen Tee am Hotelautomaten ziehen, Reste-Sushi von gestern abend frühstücken und dann zu meiner Metro-Station laufen. Der Plan für heute: zum Kennenlernen einmal mit der Yamanote-Ring-Linie durch ganz Tokyo fahren, an den großen Stationen aussteigen und sich etwas umschauen.
Meine Station scheint nicht nah genug am Zentrum zu liegen, so das der Beamte an der Information kein Wort versteht, was ich ihn frage. Ich benutz also einen der bunten Automaten, an denen die Zahlen das einzige sind was ich lesen kann und hol mir ne MetroCard für 3000 Yen - damit kann ich erstmal ein paar Runden Metro fahren. Aber wie sich an der nächsten Station herausstellt nicht mit der gewünschten JapanRail-Yamanote-Line. Diesmal versteht der Mann hinterm Schalter 'Day-Pass' und 'Yamanote' - wir beide freuen uns, er bekommt das Geld und ich das Ticket.
Natürlich hab ich vergessen, das ein so frühes unterwegs sein auch den Spaß mit sich bringt den Morgen in vollen Zügen zu genießen... das merk ich direkt an den ersten Stationen, als in den meiner Meinung nach vollbesetzten Zug, immer noch Leute einsteigen. Ein bisschen rücken und schieben, jeder zieht den Bauch ein und dann passts.
Nächstes Film-Deja-Vu - nach meiner nächtlichen Jet-Lag-TV-Zapperei und den Menschenmassen in den U-Bahn Stationen: ich sitz in Shibuya im Starbucks, schau auf die Kreuzung und ganz viele Regenschirme laufen über die Straße - eigentlich nicht so viele wie ich erwartet habe, aber es sieht trotzdem nett aus.
In Shinjuku schau ich mir das Rathaus von Tokyo an - das ist nicht irgendein Popelsbau, sondern eines der höchsten Gebäude Tokyos mit zwei fetten Türmen und deren Aussichtsplattformen man für umsonst besuchen kann. Leider lohnt sich das heute garnicht, wie gesagt graue Wolken und Regen. Das muss ich die Tage also nochmal machen, bei gutem Wetter soll man den Fuji sehen können.
Unten auf Etage 1 ist das Tourist-Center und ich frag mal nach ob mir die netten Hostessen beim Erwerb eines Fussball-Tickets evtl. weiterhelfen können. Es gibt am 3. November das Pokal-Finale FC Tokyo - Urawa Reds in Tokyo und das würd ich doch gerne sehen. Bingo! Mit dieser Frage des Monats hab ich direkt mal 2 Hostessen für ca. 10 Minuten beschäftigt... das Ergebniss der Recherche: Tickets gibts in den Supermärkten an bestimmten Terminals zu kaufen - ja, genau den bunten Apparaten wo ich nur die Zahlen lesen kann. Die Hostess beschreibt mir den Weg zum nächstgelegen Store, schreibt auf den Zettel meinem Wunsch in Japanisch auf, druckt mir noch den Stadion-Plan mit Preisen aus und macht mir im übrigen wenig Hoffnung für den Kauf einer Karte. Erstens würd mich wahrscheinlich keiner im Store verstehen (das wollen wir doch mal sehen) und zweitens wär ich ein wenig spät dran, das Spiel könnte schon ausverkauft sein.
Ich bedanke mich sehr für diese tolle Hilfe und such den Lawson-Convenient-Store. Den hab ich bald gefunden, geh zur Kasse, halt dem jungen Verkäufer (hoffentlich FC Tokyo Fan) den Zettel mit meinen Wunsch vor die Nase und sach :'Ticket J-League Final FC Tokyo'. Ab geht's an besagtes Terminal, eine Art Ticket-Website wird aufgerufen und da steht echt alles nur in Japanisch - da hätte ich keine Chance gehabt. Mein Fremdenführer klickt sich durchs Menu, gelangt auf die Stadionansicht, grinst und fragt 'FC Tokyo, he?'. Leider sind alle Preisklassen ausverkauft, es wird nix mit dem Pokalfinale live - und ich war schon so nah dran.
Abends dann noch was essen gegangen - kleines Lokal um die Ecke. So klein, das leider keine Bildchen oder so vom Essen im Fenster stehen, sondern ne Tafel mit Schriftzeichen. Die Frau hinterm Tresen erzählt mir so einiges - ich versteh nur 'Soban'. Aha, also Nudeln. Das kann ich, schließlich war ich ja schon im Nudelsuppen-Trainingslager. Über weitere Zutaten wird am Küchenfenster verhandelt, sie zeigt mir einige Gemüsesorten zu denen ich 'Hai' sach und mit dem Kopf nicke. Also alles rein, Nudelsuppe gemacht und ab auf den Tisch. Kleines Handicap hier: es gibt nur Stäbchen und kein Extralöffel. Also die Suppe direkt aus der Schüssel schlürfen und den Rest mit den Stäbchen essen, für den Japaner ist das wohl ok. Morgen gibts aber mal Reis.

2 Kommentare:

  • Huuch ??! Erster :-)
    Na Peterle, dass hört sich ja recht stürmisch, einsam an. Aber verhungert biste nicht und mit ein wenig Übung bekommst du das auch mit den Zahlen hin.
    Gib mir ja acht auf den Kollegen Steward aus dem Flieger. Nicht das der meint, er müsste dir "alles" zeigen. Vorsischt, sach ich da nur!

    PS: Die Japaner haben doch bestimmt schon so einen Universalübesetzter im Elektro Shop um die Ecke oder? Die ham doch da alles....

    Es grüßt Enrico

    By Anonymous Anonym, at 1:06 AM 

  • wer drängelt sich den da vor? :-) kann ja nur einer von den Nachtschwärmern sein, die eigentlich nach Tokyo an eine Hotelbar gehören...
    mir fällt heute nix ein, deshalb mal eine Reminisenz an Harald Widera: Oliver Neuville ist wg. Tor durch Handspiel für zwei Spiele gesperrt und verhandelt jetzt gerüchteweise mit dem FC-Tokyo
    Übrigens habe gestern den ersten PC ohne Deine Hilfe installiert!
    Gruß Toranaga

    By Anonymous Anonym, at 9:05 AM 

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