Montag, November 22, 2004

Eiertanz auf dem Vulkan

Hakone ist eines der Naherholungsgebiete der Tokyoter (sowatt wie das Sauerland für den Pott). Man fährt 70 km mit Auto oder Zug, ist in einem kleinen Mittelgebirge und dem Fuji (an schönen Tagen) schon ein ganzes Stück näher. Es sprudeln noch viele heisse Quellen und dementsprechend gibt es auch viele Onsen, also die von den Japanern so geliebten Bäder. Am Wochenende nach Hakone - ein Wunsch, den sich viele Japaner (und ich) erfüllen. Soviele, das das ganze natürlich mal wieder sehr gut durchorganisiert ist. Man kauft sich einen Freepass und kann von Tokyo direkt mit den Zug bis nach Hakone fahren und dort alle Verkehrsmittel benutzen, die einen durch das Gebiet kutschieren können, also Bus, Bahn, Seilbahn und Piratenschiff. Selbst 100 jährige Fusskranke können die Tages-Rundtour mit einen maximalen Laufaufwand von ca. 50 Meter schaffen, eigentlich braucht man immer nur umsteigen und rausschauen wenn man möchte.
Ein bisschen mehr durfte es dann schon sein und so ging es nach Ankunft in Hakone und Busfahrt zum Ashino-Ko See erstmal ein paar Meter am See entlang zum Hakone-jinja Schrein, dessen grosses rotes Eingangstor im See steht, von wo ein Weg mit alten Zedern hinauf zum Schrein führt. Da dies ein schöner sonniger Tag war, konnte man sogar den Fuji ziemlich gut sehen, seine schneebedeckte Spitze schaute aus den Wolken hervor, die um ihn rumzogen, also mal wieder alles richtig gemacht und das aufstehen um 6:30 hatte sich gelohnt.
Neben der Fuji-Ansicht war die Hauptattraktion des Sees aber eindeutig eine Fahrt auf den unglaublich kitschigen Piratenschiffen, welche die Massen an das andere Ende des Sees schippern. Die Japaner finden das klasse, Captain Hook spielen und dabei noch auf den Fuji schauen zu können. Das war schon wieder so schräg, das es ziemlich Spass machte. Angekommen, ging es nach einem kurzen Anstehen in der Warteschlange mit einer Seilbahn hinauf nach Owakudani zu den vulkanischen Quellen. Ich denk mal das eine knappe Stunde Anstehen für japanische Verhältnisse ausgesprochen positiv bewertet werden kann - das sollten wir oben erfahren, denn die Leute, welche den Trip in die andere Richtung machten, durften sich bestimmt mehr als 2 Stunden in die Schlange einreihen um zum See hinterzugondeln.
Beim aussteigen aus der Gondel konnte man schon den Dampf der heissen Quellen sehen - und riechen, sehr schwefelig und wie faule Eier. Eier sind auch ein wichtiger Punkt hier, denn jeder der etwas den Berg hinaufläuft kann dort oben eine Tüte mit 6 in heissem Vulkanwasser hartgekochten Eiern kaufen. Die Dinger sind schwarz vom Schwefelwasser, oder von der kleine Armee Hobbymaler, welche die Eier mit einem dicken Edding anschwärzen... die Eier verkaufen sich auf jeden Fall wie geschnitten Brot und die Japaner sind anscheinend so von den Socken, das sie ihren Müll-Mitnahme- und Sauberkeits-Tick völlig vergessen und die Eierschalen einen grossen Anteil am Bodenbelag rund um den Verkaufsstand ausmachen. Für die wirklich Fusskranken unter Japans Eierfanatikern gibt es sogar eine kleine Seilbahn, welche frische Eier nach oben und schwarze, gekochte Ware wieder nach unten bringt - wie gesagt, alles gut organisiert.
Weiter ging es mit Seil- und Zahnradbahn die andere Seite des Berges wieder hinunter und nachdem wir uns entschlossen hatten doch noch 2 Stunden zu laufen, kamen wir wieder in Hakone-Yumoto an, um den Zug nach Tokyo zusammen mit vielen Eier-gesättigen und Umsteige-müden Japanern zu besteigen.

4 Kommentare:

  • HALLO??? Wer ist denn das ominöse "WIR", dass da in deinem Bericht auftaucht??? Wir wollen Einzelheiten...
    Schön, dass nach fast fünf (5!) Tagen wieder etwas von dir zu lesen ist, wir hatten schon Entzugserscheinungen!
    Ganz lieben Gruß
    Til

    By Anonymous Anonym, at 10:03 AM 

  • Wir - Peter und die Japaner :-)

    By Blogger Peter, at 10:04 AM 

  • eier! wir brauchen eier!

    By Blogger lu, at 10:29 AM 

  • Hallo Oli Kahn,
    wir heißt vermutlich Jonny Depp (=Fluch der Karibik) und Peter, gell?
    Gibt es in Japan eigentlich auch Glühwein? Heißer Reiswein schmeckt bestimmt genauso, aber die kippen dann gleich nach dem ersten Glas um...
    Ridin´ on a train...
    Flitcraft

    By Anonymous Anonym, at 11:51 AM 

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