Dienstag, November 30, 2004

Apocalypse Now

Der Montag war Feiertag und ich hatte anscheinend bei Bok und seinem Freund Chris das Komplett-Adventure-Package Philippinen gebucht. Es sollte mit dem Auto ca. 2 Stunden Richtung Süden gehen nach Pagsanjan. Dort gibt es eine Schlucht mit Fluss, Regenwald und die Magdapio-Wasserfälle. Ausserdem ist es berühmt dafür, das hier der letzte Dschungel-Teil vom Film 'Apocalypse Now' gedreht wurde. Das Wetter war auch darauf vobereitet und präsentierte sich dem Anlass entsprechend: es war warm und regnete mal mehr, mal weniger heftig.
In Pagsanjan angekommen buchen wir ein Boot, also so ein langes, dünnes sehr wackeliges Kanu. 2 'banqueros' paddeln den Fluss hinauf und bringen die Leute so zu den Wasserfälllen. In der gestrigen Tourbeschreibung von Bok klang das etwas anders: 'Bring Sachen zum wechseln mit - es könnte feucht werden.' - für mich hiess das T-Shirt und kurze Hose zum wechseln, wir laufen zu den Wasserfällen und Spritzwasser könnte mich befeuchten. Nun ja, Kataloge halten ja meist nicht was sie versprechen. Die Szenerie war folgende: Wir 3 stehen an einem breiten, braungefärbten Fluss, sehr schnell fliessen Äste und Kokosnussschalen an uns vorbei, das schmale Holzkanu kommt an und ich bin vom starken Regen eigentlich schon beim Einsteigen nass bis auf die Unterhose. Das freundlich angebotene Plastiktüten-Regencape lehne ich mal ab - das lohnt jetzt wirklich nicht mehr. Auf gehts den Fluss hinauf. Damit das erste Stück nicht gleich zu anstrengend wird, angelt sich einer der banqueros ein vorbeituckerndes Motorkanu und hängt sich mit einem Seil dran - genau wie die anderen sechs Kanus, die anscheinend erstmal in die gleiche Richtung möchten. Nach 20 Minuten Fahrt erscheinen die ersten Stromschnellen und Strömungen, die Jungs paddeln was das Zeug hält, denn ihre drei Passagiere sind natürlich nicht unbedingt die üblichen philippinischen Fliegengewichte. Der Fluss wird immer schmaler und rechts und links wird der Regenwald immer höher und dichter. Dicke Wolken liegen auf den Bergen, ich schaue mir das ganze mit grossen Augen an und weiß jetzt auch warum der Regenwald Regenwald heisst. Es fehlt mir eigentlich nur noch Marlon Brando, dann ist mein Film-Set komplett.
Noch ein paar Felsklippen überwinden und wir sind mittendrin, rechts und links strömen ziemlich hohe Wasserfälle herunter und spätestens jetzt wäre eigentlich die Badehose angesagt gewesen. Unter den Wasserfall stellen ist in Ordnung, Fotos machen bei dem Wetter schwierig - ich hab meine Kamera trotzdem in einer Plastiktüte dabei und hoffe das ihr das alles nichts anhaben wird. Die Rückfahrt geht dann sehr schnell Wildwasser-Kanu-mäßig wieder den Fluss hinab. Im Bootshaus können wir die Sachen wechseln - ich Prinz hab natürlich die wichtigeren Dinge wie Unterhose und Handtuch vergessen - naja, abtrocknen geht schon und das Motto für den Rest des Tages ist: hang loose.
Nach soviel Abenteuer wird es Zeit was zu Essen und Chris kennt ein Restaurant auf dem Weg zurück nach Manila. Dort gibt es kleine schwimmende Hütten auf einem See in denen man sitzt und philippinisches Essen bekommt. Chris bestellt erstmal die ganz Karte - so mein Eindruck. Suppe, Tintenfisch, Fische in Bananenblätter, Schweinebraten, Gemüse und so weiter. Das sieht alles ziemlich lecker aus und schmeckt auch so. Der nächste Stop ist an einem Stand an dem Buko-Pie verkauft wird, als Kokusnuss-Kuchen, auch sehr lecker.
Da Bok und Chris nicht unbedingt den Standard-Philippino repräsentieren (Chris ist zufälligerweise der Chef vom Culture-Center-Philippines also sozusagen dem Staatstheater), geht es abends in den Palms-Country-Club. Zum relaxen. Was braucht so ein Country-Cub um seinen Mitgliedern eine angenehme Atmosphäre zu verschaffen? Einen grossen Poolbereich, Spa mit Sauna, Massageräume (leider heute alle ausgebucht), Badminton, Squash und Tenniscourts, Bowlingbahnen, 3 Restaurants mit Schweizer Küchenchef, sehr viele freundliche und immer gegenwärtige Bedienstete. Mehr Gegensatz zwischen Vormittag und Abend geht kaum. Ich bin ziemlich geplättet und schlafe nach der Sauna erstmal auf einer Liege ein.
Die Rückfahrt ins Zentrum von Manila ist dann wieder spannend und holt mich zurück ins wahre Leben. Es regnet dermaßen, das die Strassen schon überschwemmt sind, alle wollen irgendwie nach Hause und der nächste Taifun ist für die kommenden Tage angekündigt. Morgen flieg ich nach Boracay - so ne Insel mit Strand.

Montag, November 29, 2004

Arriving Manila

Es geht weiter zu den Philippinen. Am Flughafen war ich erstmal positiv überrascht, das ich trotz meiner Umbucherei keine Extra-Gebühren bezahlen brauchte und der Flug nach Manila lief ziemlich glatt.
In Manila angekommen, war Bok so freundlich mich am Flughafen abzuholen und er hatte auch schon direkt eine Überraschung für mich parat. Heute wäre eine Taufe in der Familie und das würde gefeiert und natürlich sollte ich dorthin mit. Besonders Mama Munoz schien ganz versessen darauf mich kennnenzulernen und fragte schon während der Hinfahrt 2x per SMS nach ob ich auch wirklich im Auto sitze. Es gab also schon mal direkt die grosse Familienpackung Manila. Als erstes Fahrt mit dem Auto zum Restaurant in dem alle erwartet wurden. Dies gestaltete sich etwas schwierig denn in Manila herrscht ein ziemlich chaotischer Verkehr. Anscheinend ist Sonntag der grosse Einkaufs-Mall-Besuchs-Tag und alle sind mit irgendwelchen Fahrzeugen unterwegs: Fahrrad, Tricycles (eigentlich kleine Mopeds mit angeschweißter Beifahrerkabine), Jeepney (die philippinische selbstgebastelte Kleinbusvariante), richtige Busse und natürlich Autos. Dies alles quälte sich dann durch die Strassen und damit das auch einigermassen flüssig geht, gilt die Regel: alles ist möglich. Mal eben aus einer 2spurigen Fahrbahn einen 5spurigen Highway bauen ist ebenso drin, wie im Doppelpack links an uns in die Kurve schneiden. Ich glaube einen schnelleren Lehrgang im Transportsystemvergleich zwischen Tokyo und Manila kann man kaum haben. Knapp 2 Stunden später stand ich also mit anscheinend immer noch geweiteten Pupillen vor dem Restaurant und wurde direkt herzlich von den auch langsam eintrudelnden Familienangehörigen begrüßt. Es gab ein kleines Buffet mit philippinischem Essen, ich saß mittendrin zwischen ca. 30 Leuten und Mama Munoz, glücklich das ich da war und anscheinend sehr gut informiert erzählte jedem 2. von meiner Reise, das ich aus Deutschland bin und die nächsten Tage bei Ihnen verbringen werde.
Vor dem Punkt hatte mich Bok auch schon etwas gewarnt. Seine Mutter ist sehr mütterlich und für sie war klar, das ich bei Ihnen im großen Haus mit Garten und Swimming-Pool wohnen werde, zumal ja alle Kinder aus dem Haus sind und so das Anwesen ziemlich leer steht. Der Nachteil ist, das das Haus ca 45 Minuten ausserhalb von Manila in einer bewachten Upperclass-Residential-Area liegt und man halt nicht ein so durchorganisiertes Transportsystem hat und es somit für einen Neuankömmling etwas schwierig werden kann nach Manila zu fahren. Also hatte Bok mir ein Hotel mittendrin besorgt und Mama war entsetzt - er solle mich sofort zu ihr bringen falls das Hotel dreckig, in einer schlechten Gegend und überhaupt gefährlich sei...
Nach der Familienfeier ging es dann noch zu einem philippinischen Weihnachtsbasar - sehr voll, sehr warm und viele tolle Sachen zum kaufen und damit der Tag auch wirklich rund wird, abends dann zum Abendessen nochmal nach Alabang - in das Haus von Bok's Mutter.
Dort saß ich also dann am großen Tisch im Garten, zwischen den Eltern von Bok, seinen 3 Brüdern und 2 weiteren Freunden der Familie, der Pool leuchtete, der kleine Wasserfall blubberte, die Maid schenkte Wasser und Wein nach und ich kam mir irgendwie mal wieder in einem ganz anderem Film vor. Man merkt schon das Bok's Familie mehr so die oberen 10% der philippinischen Bevölkerung repräsentiert - großes Haus mit Garten, Maid, Gärtner und Fahrer, die Brüder entweder Architekt, Vize-Präsident BMW-Philippinen oder General-Manager EastWest-Airlines... also nicht ganz so wie ich mir Manila beim ersten kennenlernen vorgesellt hatte. Aber natürlich sehr angenehm.
Das Hotel war dann natürlich nicht die von Muttern befürchtete Absteige sondern ein kleine Pension in Malate, im Zentrum von Manila - sie fragte Bok trotzdem am nächsten Tag ob es mir gut ergangen sei.

Freitag, November 26, 2004

JapanTV

Gestern hat mir meine Shinkansen-Bekanntschaft Azusa etwas japanische Fernsehkultur gezeigt. Es gab da wohl in den 60ern und 70ern eine sehr erfolgreiche Fernsehserie 'Tora-San'. Es ging um den Held der Serie (also Herr Tora) und wie er sich in verschiedenen Geschichten durchs Leben schlägt. Die Serie lief 27 Jahre lang und ist für Japaner Kult - vielleicht sowas wie eine frühe Version der 'Lindenstrasse' bei uns - und deshalb gibt es dazu auch ein Museum mit all den Orginalrequisiten, Filmszenen und Plakaten die dazugehören. Ich glaub Azusa hat es sehr gefallen und ich fands auch nicht schlecht, auch wenn alles nur auf japanisch erklärt wurde.
Danach ging es in ein Izakaya also eine japanische Kneipe und Azusa, immer bemüht mir auch die besonderen Seiten japanischer Nahrungsmittel zu zeigen, bestellte einmal durch die Karte Leckereien wie z.B. fritierte Fischgräten (sie meinte es wäre eine Art Plattfisch - ich hab nur Gräten auf dem Teller gesehen, diese waren aber sehr knusprig und lecker, so wie Fischchips), gebackene Aubergine mit Misopaste (mmh, also die Aubergine war ok), panierten Tintenfisch (nach 3 Stück hatte ich Azusa gefragt welcher Teil vom Hähnchen das ist und warum der so zäh ist - mit dem Wissen das es eigentlich Oktopus war kaute sich das gleich ganz anders), gebratene Hähnchenleber (das war lecker) und als Nachtisch Kastanieneis (das war richtig lecker).
Heute gings dann nochmal durch Tokyo und zwar durch Kappabashi. Hier gibts alles, was man braucht wenn man ein Restaurant in Tokyo eröffnen möchte: 5000er Packs Einmal-Stäbchen, Kochmützen, die komplette Messersammlung, Yakitori-Grills oder die bekannten Plastik-Food-Imitationen. Dann hab ich nochwas gefunden - KitKat grüner Tee. Schmeckt garnicht so schlecht, auch wenn die Farbe etwas anderes vermuten läßt.
Wahrscheinlich war dies der letzte Eintrag aus Japan, am Sonntag geht es weiter nach Manila. Japan und Tokyo waren richtig klasse und sehr beeindruckend, und ich bin mir ziemlich sicher, das ich hier bestimmt nochmal hinfahre. Dinge die ich dann noch zu machen habe:
- Pachinko spielen
- sehr ausgiebig eine mindestens 3-stöckige Videogame-Spielhalle besuchen
- noch viel mehr Sushi essen
- und jede Menge mehr

Montag, November 22, 2004

Eiertanz auf dem Vulkan

Hakone ist eines der Naherholungsgebiete der Tokyoter (sowatt wie das Sauerland für den Pott). Man fährt 70 km mit Auto oder Zug, ist in einem kleinen Mittelgebirge und dem Fuji (an schönen Tagen) schon ein ganzes Stück näher. Es sprudeln noch viele heisse Quellen und dementsprechend gibt es auch viele Onsen, also die von den Japanern so geliebten Bäder. Am Wochenende nach Hakone - ein Wunsch, den sich viele Japaner (und ich) erfüllen. Soviele, das das ganze natürlich mal wieder sehr gut durchorganisiert ist. Man kauft sich einen Freepass und kann von Tokyo direkt mit den Zug bis nach Hakone fahren und dort alle Verkehrsmittel benutzen, die einen durch das Gebiet kutschieren können, also Bus, Bahn, Seilbahn und Piratenschiff. Selbst 100 jährige Fusskranke können die Tages-Rundtour mit einen maximalen Laufaufwand von ca. 50 Meter schaffen, eigentlich braucht man immer nur umsteigen und rausschauen wenn man möchte.
Ein bisschen mehr durfte es dann schon sein und so ging es nach Ankunft in Hakone und Busfahrt zum Ashino-Ko See erstmal ein paar Meter am See entlang zum Hakone-jinja Schrein, dessen grosses rotes Eingangstor im See steht, von wo ein Weg mit alten Zedern hinauf zum Schrein führt. Da dies ein schöner sonniger Tag war, konnte man sogar den Fuji ziemlich gut sehen, seine schneebedeckte Spitze schaute aus den Wolken hervor, die um ihn rumzogen, also mal wieder alles richtig gemacht und das aufstehen um 6:30 hatte sich gelohnt.
Neben der Fuji-Ansicht war die Hauptattraktion des Sees aber eindeutig eine Fahrt auf den unglaublich kitschigen Piratenschiffen, welche die Massen an das andere Ende des Sees schippern. Die Japaner finden das klasse, Captain Hook spielen und dabei noch auf den Fuji schauen zu können. Das war schon wieder so schräg, das es ziemlich Spass machte. Angekommen, ging es nach einem kurzen Anstehen in der Warteschlange mit einer Seilbahn hinauf nach Owakudani zu den vulkanischen Quellen. Ich denk mal das eine knappe Stunde Anstehen für japanische Verhältnisse ausgesprochen positiv bewertet werden kann - das sollten wir oben erfahren, denn die Leute, welche den Trip in die andere Richtung machten, durften sich bestimmt mehr als 2 Stunden in die Schlange einreihen um zum See hinterzugondeln.
Beim aussteigen aus der Gondel konnte man schon den Dampf der heissen Quellen sehen - und riechen, sehr schwefelig und wie faule Eier. Eier sind auch ein wichtiger Punkt hier, denn jeder der etwas den Berg hinaufläuft kann dort oben eine Tüte mit 6 in heissem Vulkanwasser hartgekochten Eiern kaufen. Die Dinger sind schwarz vom Schwefelwasser, oder von der kleine Armee Hobbymaler, welche die Eier mit einem dicken Edding anschwärzen... die Eier verkaufen sich auf jeden Fall wie geschnitten Brot und die Japaner sind anscheinend so von den Socken, das sie ihren Müll-Mitnahme- und Sauberkeits-Tick völlig vergessen und die Eierschalen einen grossen Anteil am Bodenbelag rund um den Verkaufsstand ausmachen. Für die wirklich Fusskranken unter Japans Eierfanatikern gibt es sogar eine kleine Seilbahn, welche frische Eier nach oben und schwarze, gekochte Ware wieder nach unten bringt - wie gesagt, alles gut organisiert.
Weiter ging es mit Seil- und Zahnradbahn die andere Seite des Berges wieder hinunter und nachdem wir uns entschlossen hatten doch noch 2 Stunden zu laufen, kamen wir wieder in Hakone-Yumoto an, um den Zug nach Tokyo zusammen mit vielen Eier-gesättigen und Umsteige-müden Japanern zu besteigen.

Mittwoch, November 17, 2004

Gala-Gossip

An alle Blog-Junkies die, verwöhnt von den letzten Wochen fast täglicher Einträge, schon nach 3 Tagen ohne ihre tägliche Dosis Lese-Stoff auf Turkey sind: auch auf einer langen Reise gibt es Tage wo wenig berichtenswertes passiert. Es gibt Schreibblockaden :-) (ja, auch weit bessere Schreiberlinge als ich kennen das). Und es gibt Tage wo ich einfach keinen Bock hab, was niederzuschrieben und in das nächste Internet-Cafe zu pilgern um den Stoff unters Volk zu bringen. Auf seinen Dealer ist halt nicht immer Verlaß... und die schmutzigen Einzelheiten werden natürlich nicht hier breitgetreten, ausser Jenni sorgt für weitere Info's in ihren Kommentaren.
Aber das Wochenende hatte einiges, was ich erzählen könnte. Clubbing in Tokyo zum Beispiel. Der Club heisst 'Air' und liegt in Daykanyama, also um die Ecke von Ebisu und Naka-Meguro - mit anderen Worten: 20 Minuten laufen, von wo ich gerade eine Bleibe habe. Und das ist cool, weil man muss nicht auf die Metro-End-Abfahrtszeiten achten, sondern kann irgendwann morgens nach Hause gehen. Das weitere coole an diesem Club - es wurden einige Szenen für 'Lost in Translation' drinne gedreht. Es gibt da diesen schummrigen rotausgeleuchteten Gang mit Sitzgelegenenheiten auf einer Seite, Scarlett und ich haben da auch gesessen und Sie hat rausgefunden, das sich die Tische dort drehen lassen - und somit auch das Gesetz der Fliehkraft an 2 leider noch kaum angetrunkenen Gläsern Gin-Tonic erprobt, welche im weiten Bogen vom Tisch flogen. Die noch mehr gesteigerte Aufmerksamkeit der mehrheitlich asiatischen Gemeinde war uns somit sicher. Der Club selbst hat natürlich ganz dem japanischen Perfektionismus folgend State-of-the-Arts Equipment, aber an diesem Abend leider nicht den dementsprechend gerüsteten DJ. Der junge Plattenaufleger bediente sich quer durch den musikalischen Garten der Beliebigkeit, Stile und Rhythmus wechselten in schneller Folge und er schien gerade seine Liebe zu den Filter-Knöpfen im Mixer entdeckt zu haben - es gab kein Stück ohne ausgiebige Tief- oder Hochfilterphase. Hauptsächliche Musikrichtug war dann auch Happy-Blümchen-Dance Marke 'Jamiroquai-FH-Studentinnen-Fick-Musik'. Anscheinend ist das aber nicht repräsentativ für Tokyo. Ein erneuter Versuch wird es zeigen.
Sonntag war Kino-Tag. Und wo? Natürlich in Shibuya an der Starbucks-Kreuzung und in diesem Starbucks-Gebäude gibt es nämlich im 7.Stock ein Kino. Das schien standesgemäß für einen Filmbesuch in Tokyo - auch wenn die Wahl eher zufällig darauf fiel. Filme gucken in Japan ist einfach, die ausländischen werden nämlich nicht synchronisiert sondern nur mit Untertitel versehen. 'I, Robot' konnte also im gut verständlichen Ami-Slang angeschaut werden. Ich kam mir während des Films eher wie in meinem (sehr großen) Wohnzimmer vor, denn obwohl eigentlich gut gefüllt, bekam ich von den anderen Besuchern so gut wie nichts zu hören. Kein Tuscheln, kein Kichern und Hüsteln, selbst das Reiscracker-Rascheln wurde anscheinend mit schallgedämpften Tüten gegen Null gehalten. Die einzigen die für etwas Unruhe im Saal sorgten waren natürlich wieder die Ausländer, die einige Szenen des Films unbedingt kommentieren mussten.
Ach ja, es gibt dann auch noch 3 Bilder (danke Jenni) die als Anschauungsmaterial für japanische Schnitten herhalten können.

Freitag, November 12, 2004

Stylish

Zwischendurch eine Woche etwas ausruhen und einfach so durch Tokyo laufen ist nach 8 Wochen rumreisen auch mal ganz schön. Die Leute in den Cafe's mit Hotspot und im Apple-Store begrüßen mich fast schon mit Handschlag, denn ich bin da jetzt recht häufig um für lau eine Internet-Verbindung zu haben. Ich schau mir dann die Japaner mit ihren etwas anderen Eigenheiten an.
Nase hochziehen ist völlig in Ordnung, denn ins Taschentusch schniefen empfinden Japaner anscheinend alles sehr ekelig. Wenn's ganz dicke kommt wird auch schon mal auf die Strasse gespuckt, und das nicht immer verschämt in einer Ecke (ich hab mir sagen lassen das die Chinesen da aber noch sehr viel mehr drauf haben). Auch sehr laut die Nudeln aus der Suppe in den Mund schlürfen gilt als gute Tischmanier. Sehr schön in einem gut gefüllten Ramen-Restaurant und ich bin dann auch immer wieder über die süßen Mädels und Office-Ladies erstaunt, die auch ausgesprochen geräuschvoll ihre Suppe schlürfen. Auch hier hab ich mir sagen lassen, das das die einzig wahre Art ist Nudelsuppe zu essen, schliesslich sind die Nudeln verdammt heiß und beim schlürfen kühlt man sie halt ab - naja, und Nudeln mit Stäbchen ist eben schwierig. Ich habs versucht und einen mächtigen Hustenanfall bekommen - ich bin eher der leise Schlürfer.
Girlies tragen schräge Outfits, die aber auch eine gewisse Uniformität haben, da genau der gleiche Stil von vielen getragen wird. Sich alleine ausserhalb irgendeiner Norm zu kleiden, ist hier sehr selten anzutreffen.
Die Typen, die auf cool und abgefahren machen, haben anscheinend alle denselben kleinen Stapel 80er-Jahre Mode- und Musikzeitschriften zuhause rumfliegen, oder gehen zum einzigen Hairdresser in Tokyo, welcher diese angeblondeten-VokuHila-DuranDuran-Haarschnitte bauen kann.

Einige Typisierungen:
1. Das Schulmädchen - sehr häufig anzutreffen. Natürlich blaue Schuluniform, aber sehr wichtig dicke weiße Stulpen bis zum Knie, wie man sie auch seinerzeit beim Aerobic getragen hat (wahrscheinlich alles Re-Importe aus westlichen Fitness-Studios). Geschminkt bis zum abwinken.
2. Das Blondchen - auch öfters zu sehen. Merkmale: Dunkel- bis versucht Hellblondes strähniges Haar, einen von Sonnenbank oder Bräunungscreme erworbenen sehr dunklen Teint und zum Minirock gerne genommen - Yeti-Fell-mäßige Moonboots. Das rockt! Geschminkt bis zum abwinken.
3. Der DuranDuran-Typ. Wie oben schon erwähnt VokuHila, je blonder desto besser, enge Jeans und sehr wichtig Stiefel mit Spitze am besten aber John-Wayne-Western-Gedächtnis-Boots. Ebenfalls geschminkt, würde ich sagen.

Schminken ist ein großes Thema. Wenn die Mädels in der Bahn nicht mit ihrem Handy rummachen, wird sich geschminkt - eigentlich ist der Ort völlig egal, sobald mal 30 Sekundenn Zeit sind, das Täschchen aufzumachen. In der Bahn ist das eine kleine Herausforderung, da natürlich oft sehr voll und auch sehr wackelig. Viele Ärzte müssen sich an unglücklichen Kayal-Stift-Implantaten und anderen obskuren Augenverletzungen schon einen zweiten Porsche verdient haben.

Dienstag, November 09, 2004

Live on Stage

Bei meinem Spaziergang heute lande ich im Yoyogi-Park zwischen Shinjuku und Shibuya. Beim letzten Mal hab ich ja nur auf die Elvis-Rocker geachtet und heute möchte ich mir den Meiji Jingu Shrine anschauen. Tja, und wie schon mal öfters, habe ich Glück und scheine zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Im Innenhof ist nämlich mächtig was los, Leute sitzen auf Stühlen und es gibt ein paar sehr traditionell gekleidete Männer die ihre Runde um Hof und Schrein drehen. Anscheinend seh ich gerade eine Theater-Vorstellung aus einem mir leider nicht bekannten Anlass. Die Bassdrum ertönt ein paar Mal, Priester laufen herum und alle schauen sich das Spektakel gespannt an. Es gibt eine kleine Bühne, am hinteren Rand sitzen die Musiker (2x Trommel, 1x Flöte) und die Schauspieler haben alle Masken auf. Das ganze ist recht, ich sag mal, langatmig weil die Akteure mit ihren großen Gesten sehr ausführlich beschreiben was denn gerade so abgeht. Ausserdem gibt es auch noch einen Erzähler, der das ganze mit seinen Kommentaren dramatisch aufwertet. Mir wird auch ohne tiefergehende Sprachkenntnisse klar, das es in dem Stück um eine alte japanische Lieblingsbeschäftigung und Tradition geht, nämlich dem Fischefangen. Es gibt einen als Fisch verkleideten Schauspieler und ein anderer hat 'ne Angel. Nach 'ner guten halben Stunde ist der Fisch zum ersten Mal gefangen, befreit sich aber wieder und das Stück ist anscheinend noch lange nicht zu Ende. Bevor der Fisch noch ein drittes Mal von der Angel hüpft, zieh ich also weiter und such mir was zu essen - ich weiß, ich bin dann doch ein Kulturbanause.

Montag, November 08, 2004

Architektur-Freuden

Eigentlich wollte ich am Sonntag nach Nikko fahren. Aber, 1. Hab ich ziemlich verschlafen und 2. musste ich meinen Rucksack noch packen und der geht mir im Moment ganz schön auf den Sack (sic!) da ich doch nicht widerstehen konnte und zuviel Plunder in Tokyo gekauft habe den ich jetzt auch noch unterbringen muß, denn 3. ist heute mal wieder Unterkunftswechsel angesagt. Die Zeit in meinem gebuchten Ryokan ist zuende und laut anfänglichem Flugplan wäre heute ja die Reise nach Manila dran. Da ich mich aber schon letzte Woche für eine Verlängerung des Japan-Aufenthalts entschieden hatte brauche ich nun einen neue Bleibe. Cathleen (ja genau, Scarlett Johannson vom Karaoke) hat mir angeboten, die Woche in ihrem Appartement zu wohnen da sie für diese Zeit nach Österreich fährt.. ich also Peter im Glück, nehme freudig an - nochmal vielen Dank, Cathleen!
Somit war der Vormittag mit verschlafen, packen und die Bude in Tokyo finden schon mal ausgefüllt und Nikko auf später verschoben.
Für den Rest des Tages bin ich aber doch noch weg und zwar nach Yokohama. Ja, der aufmerksame Leser wird merken - hey, da war der doch schon. Rischtig, aber mein Architekten-Stadtplaner-Freund Frank hatte mich nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen unbedingt die Design-Perle im Hafen von Yokohama zu besichtigen, nämlich den neuen Fährhafen am Osanbashi Pier. Das wollte ich mir nicht auch noch ein 5. Mal anhören und so war das heute mein Hauptziel. Das Ding ist wirklich cool, sieht aus wie zwei flache Flundern hintereinander gelegt und erinnert beim begehen an ein großes Schiffsdeck, weil vor allem mit Holzplanken gearbeitet wurde. Oben auf dem Besucherdeck gibt's auch Rasen, da hab ich mich dann erstmal bei warmer japanischer Novembersonne für eine gute Stunde schlafen gelegt - irgendwie fehlt der mir der diese Woche.
Es war jede Menge Volk unterwegs und etwas weiter am Hafen gab es irgendeine Veranstaltung mit vielen Fressbuden. Da kam wieder Freude auf, als ich mich dort in die Menschenmenge stürzte um auch mir was zu essen zu holen.
Später dann zurück mit dem Zug nach Tokyo und in die Wohnung. Irgendwie ist das nach 8 Wochen ein ganz schönes Gefühl mal kein Hostel, 8-Bett-Zimmer oder Zelt zu haben, sondern 'ne Bude mit eigenem Bad, Fernseher und Bett - auch wenn es nur geliehen ist.

Samstag, November 06, 2004

Ein Tag am Meer

Nach der Action der letzten Tage, gönne ich meinen Augen mal ein wenig Abwechslung. Statt Hochhäuser und U-Bahn-Schächte soll es Wasser und grüne Inseln geben. Matthias meinte ich müsste mir die Gegend um Sendai noch anschauen. Dort gibts die Matsushima-Bucht mit vielen kleinen Kiefern-bewaldeten Inseln. Da das auch zu den Nihon Sankei gehört, also eine der drei "schönsten Landschaften Japans", dürfte das ein lohnendes Ziel sein. Der Lonely Planet-Reiseführer versprach mir (im Gegensatz zu seinem Namen) einen pittoreske aber 'very heavily touristed' Bucht mit Ort, so das ich mich mal wieder für ein sehr frühes Aufstehen entschied und um 6:30 in Tokyo in den Shinkansen nach Sendai stieg. Mein Waggon war sehr gut gefüllt und glich mehr einer Betriebskantine zur Frühstückszeit als einem Hochgeschwindigkeits-Express. Jeder hatte was dabei und sofort nach Verstauen der Sieben-Sachen wurde das Essen ausgepackt. Damit ich mich dabei nicht so alleine fühlte, hatte ich mir im Bahnhof auch was besorgt - aber diesmal die normalen 3-eckigen Sandwiches und 'nen Kaffee aus der Dose.
Knapp 3 Stunden später stieg ich in Matsushima-Kaigan aus, besorgte mir im Info-Büdchen am Bahnhof einen kleinen Zettel, in dem die Bucht und ihre Sehenswürdigkeiten beschrieben wurden. Das ganze sogar im ziemlich perfekten Deutsch, leider hatte die Gemeinde aber wohl alle 250.000 Exemplare mit der dicken Überschrift 'Buch von Matsushima' drucken lassen - man kann halt nicht auf alles achten.
Die Touristenströme hielten sich wie erhofft noch sehr in Grenzen, so das ich wirklich fast alleine am Strand und zu 2 kleineren Inseln laufen konnte, welche mit den in Japan üblichen knallroten Brücken erreichbar waren. Schiffe und Schifffchen gab es auch jede Menge, diese fuhren um die Inseln herum und man konnte von jedem eine andere quäkende Lautsprecher-Stimme hören die die Schönheiten der Gegend anpries. Mir gefiel es auch, die Sonne schien ein bisschen und zwischendurch gab es auch schon ein paar Laubbäume die herbstlich-rot leuchteten und auf den sich dann alle Japaner stürzten um Photos zu machen. Da stehen die drauf.

Donnerstag, November 04, 2004

Endlisch normaale Leute...

Nachdem Jenni in ihren Kommentaren zum letzten Eintrag schon ein paar Anmerkungen zum gestrigen Tag gemacht hat, kommt hier die redaktionell aufgearbeitete Version.
Der Tag stand eindeutig unter dem Motto: japanische Kultur und Spass dabei. Jenni und Cathleen hatten sich auch schon überlegt wie sowas aussehen kann - Baden und relaxen wie die Japaner im Onsen, Essen wie die Japaner (trinken wie die Deutschen) und anschliessend noch singen wie die Japaner.
Damit das ganze auch wirklich was bringt, waren wir zu sechst - Jenni und ihr Freund Matthias, 2 weitere Jungs aus Jenni's Kühne+Nagel Betriebs-Sport-Gruppe (Michael und Tim), Cathleen (auch eine Freundin von Jenni in Tokyo) und Icke. Wie Michael im Sprudelbecken dann sagte: endlisch normaale Leute.
Ich fand schon die Fahrt zum Toshimaen Spa sehr witzig, denn nach 2 Wochen schweigsames Metro-Fahren konnte ich jetzt auch mal in der Bahn quatschen. Da Baden in Japan schon fast ein Kult ist, war auch dieses Bad entsprechend schön gestaltet. Es gab einen Aussenbereich mit Sprudelbecken (das eine sah ein wenig nach aufgeschäumter Algengrütze aus), Sauna (gemischt und daher in Japan also mit Badeklamotten), einen großen Innenbecken und natürlich das eigentliche japanische Bad. Dort steigt man, nachdem man sich nackig gemacht hat, in verschiedene heiße Becken (und die sind wirklich heiß) liegt dort solange man's aushält rum, nimmt dann evtl. ein Bad im Kältebecken und planscht halt solange in den Becken rum bis der Kreislauf nicht mehr mitmacht, die Haut in Streifen abzuziehen ist oder man einfach keine Lust mehr hat und sich sehr entspannt fühlt. Übrigens - Tattoos sind im japanischen Bad unerwünscht, wahrscheinlich weil das ganze doch zu sehr an die japanischen Yakuza erinnert, modebwußtes, junges Publikum könnte also unter Umständen Probleme beim betreten der Bäder bekommen.
So viel Wasser und Entspannung macht hungrig, so dass wir mit der Bahn nach Shinjuku fahren und dort ein Restaurant aufsuchen, dessen Spezialität die eingebauten Tischgrills sind. Es gibt viele Tellerchen mit kleinen Stückchen Fleisch (angeblich auch Harnleiter...) und viel SchnickSchnack zum nebenbei essen. Der besondere Deal: Festpreis zum 90 minütigen all-you-can-drink. Das lassen sich natürlich die 6 Deutsche unter den Restaurantbesucher nicht zweimal sagen, zumal das Trinken auch dem vorwärmen für die Königsdisziplin des Abends gilt: Karaoke - der große Singsport! - in einem sehr neuen, schicken Schuppen. Wir bekommen eine Box mit der 'Lost in Translation'-Aussicht auf die Commercial-erleuchtete Strasse und starten direkt durch mit 'More then this' im Bisku-Bad-Voice-Remix. Alle sind begeistert und ein Hit nach dem anderen wird hier durchgegröhlt. Schnelles weiterklicken der Titel bei zu lahmer Performance der Darbietenden vom Zeremonienmeister Matthias und weitere Getränke sorgen für ein sehr kurzweiliges Vergnügen und wir sind alle überrascht, das der Spass schon so schnell vorbei ist. Aber schliesslich muss man hier in Tokyo ja noch seine letzte Bahn bekommen - das ist echt ein Manko dieser tollen Stadt, ab ca. 0:30 geht fast nichts mehr. Viele haben einen weiten Weg, einige wissen ihre Stationen zum Umsteigen nach dem ganzen Getränken auch nicht mehr so genau, so das mit den Übernachhtungsmöglichkeiten ein wenig improvisiert wird.